MARLENE
Melodie des Lebens XIX, 2017
Bald ist Schlafengehenszeit,
denken Mama und Papa,
doch das Mädchen in ihr'm Zimmer
kämmt grad Puppenhaar.
Ihre Puppe heißt Marlene
und Marlene hat heut Pläne,
da sind Prinzen, da sind Schwäne
und ein Fest im Schloss.
Ihre Eltern mampfen Chips
in bequemer casual wear
und sie raten langsam mit
bei Wer wird Millionär,
während nebenan in Pink
ein ganz gold'nes Fest gelingt
und Marlene bunt geschminkt
durch die Lichter tanzt.
Von der Sofagarnitur
schrei'n die Eltern durch die Tür:
"Es ist Zeit, ab ins Nachtquartier
und ab dafür!"
Warum ausgerechnet jetzt,
wo die Party richtig fetzt
mit Marlene im Exzess,
doch die Tochter folgt.
Die Großen lesen Uhren, die Kleinen nehm’n sich Zeit.
Alte zählen Ziffern, Junge atmen Geist.
Wer ohne Halt ist, der braucht Regeln,
wer nicht vertraut, braucht Sicherheit.
Wenn man mit off’nen Augen träumen kann, bedeutet Zeit
soviel mehr als nur ein Zeiger, der auf Zahlen zeigt.
Und der Kleinen in ihr'm Zimmer
renn'n die Jahre bald davon
und Marlene und die Schwäne
komm’n in'n Keller in'n Karton.
Auch das Pink ist bald passé
wenn das Traumschloss nicht mehr steht,
wenn kein Tänzer sich mehr dreht,
alles Mädchenkram.
Das wird schnell vergessen sein,
Abschied ist ein scharfes Schwert,
"unbeschwert" ist nichts,
das Leben ist kein Wunschkonzert.
Man muss nehmen, was man kriegt,
auch wenn einem das nicht liegt,
wer nicht laufen lernt, der fliegt,
wer in Träumen tanzt.
Die Großen lesen Uhren, die Kleinen nehm’n sich Zeit.
Alte zählen Ziffern, Junge atmen Geist.
Wer ohne Halt ist, der braucht Regeln,
wer nicht vertraut, braucht Sicherheit.
Wenn man mit off’nen Augen träumen kann, bedeutet Zeit
soviel mehr als nur ein Zeiger, der auf Zahlen zeigt.
Wenn man mit offenen Augen träumen kann, bedeutet Zeit
soviel mehr als nur ein Zeiger, der auf Zahlen zeigt.