DER ALTE ANÄSTHESIST 

Wieder Montagmorgen, 
durch den Bahnhof zieht ein kalter Wind. 
Hunderte von Fremden 
auf ihrem Weg ins Großstadtlabyrinth, 
wieder Montagmorgen, 
im Automatencasino bei Gleis drei 
und der alte Anästhesist schreit einen Freudenschrei. 

Nur noch ein paar Runden, 
er packt das Glück im Würgegriff 
und in ein paar Stunden, 
wenn der Gerichtsvollzieher äußerst trif- 
tige Gründe nennen wird, 
um zu pfänden,  
wird der Anästhesist ihn 
mit prall gefüllten Händen 
bezahlen und vergessen. 

Und der Weg nach Acapulco 
ist von Bremen doch nicht weit. 
Hundert Sonderspiele, null To- 
desangst mehr, der Bremer Schlüssel 
ist der Schlüssel zum Tor zur Welt, 
nichts, was ihn hier noch hält. 

Töchter schöner Mütter 
mit bunten Blumen hübsch im Haar 
singen sanfte Töne 
am Strand, das Meer ist seicht und sonnenklar. 
Lass dich nicht erschüttern, 
ruft er sich hoffnungsvoll zu, 
manchmal braucht es etwas länger für den großen Coup.  

Jetzt ist's Montagabend, 
und die Leute komm'n vom Tag zurück. 
Hunderte von Fremden 
freu’n sich auf ihr Feierabendglück. 
Manche schubsen, manche schlendern, 
manches ist heut nicht zu ändern, 
der Gerichtsvollzieher berichtet seinen Fall 
und eine Spielautomatenmelodie 
ertrinkt im Bahnhofshallenhall.