1984

Meine erste Band, die Blues'n Boogie Jammers beim allerersten Konzert am 7. Dezember 1984. Bürgerhaus Weserterrassen in Bremen. V. l. n. r: ich, Oliver Heinz, Mathias Büsseler und Christian Klüver.

Hier der Beweis: die Cassettenaufnahme von 1984. Mit der Anmoderation von Hans-Christian Klüver, heute Mister Swing.

1985  

Ich habe einen Sony Walkman mit Mikrophon. Katias beste Freundin Patrizia und ich schwänzen eine Erdkundestunde und gehen in die Aula ans Klavier. Sie singt wie ein Engel. Zum Glück ist alles auf Band und als Messie werfe ich keine alten Kassetten weg. Wir machen Musik als liebten wir uns. 

1986-87 

Kriddl (Hans-Christian Klüver) und ich spielen überall, wo ein Klavier rumsteht und man uns lässt. Wir lassen uns in Drinks bezahlen und gehen mit dem Hut rum. Musikerleben! Immer einen sitzen und von den Münzen Mini-Pizza auf Pappe essen. Bohème! Manchmal sitzen wir in der Gaslaterne, einem Rund-um-die-Uhr-Lokal in Bremens Partystraße Vor dem Steintor. Kriddls erste eigene Wohnung ist genau gegenüber, eine Ein-Zimmer-Höhle, die schon nach kurzer Behausung alle Spuren der Zivilisation hinter sich gelassen hat. Wir verbringen viel Zeit dort. Kriddl übernimmt das Appartement von Jürgen M., einem sexbesessenen Schwaben mit Freejazzfimmel. Er hat ein Saxophon und macht Krachmusik, organisiert Sessions, bei denen jeder mitmachen darf, der frei genug ist, sich über jegliche Konvention hinwegzusetzen. Seine kleine Wohnung und die verlebte Matratze stellt er regelmäßig den Damen vom Strich zur Verfügung und erhält im Gegenzug Gratis-Sex. Ich schlafe oft bei Kriddl. Wir hören Jazz und gehen raus, spielen.

Ich gehe in die 11. Klasse und bin in Katia verliebt. Ihr Vater ist Mexikaner und ich finde sie hinreißend. Dieses Lächeln und wie sie guckt! Ihr meterlanges dunkles Haar und dieser schöne Mund, ich bin entflammt und nicht nur das – da ist ein warmes, neues Gefühl, das mich durchflutet. Wir gehen zusammen auf ein Konzert und vor ihrer Haustür treffen sich unsere Lippen. Es ist so schön und berührend mit ihr, schon bald gleiten wir weiter auf den Wegen der Lust und machen alles, was uns einfällt. Wir reden auch viel, das hilft über die Unsicherheit. Musikmachen und Liebe, beides ist so gleich. Unsere Orgasmen sind synchron, fast immer.  Musik und Liebe, das ist eins. Zusammen spielen, den Anderen erspüren, seine Töne im eigenen Innern klingen lassen und konzentriert im ernsten Spiel die Seelen zusammenbringen. Mit Kriddl (Christian) ist das auch so, wir spielen schlafwandlerisch zusammen. Allerdings ist uns auch egal, ob die Stücke gerade anfangen oder aufhören.